„Was kann man schon Besseres tun, als Freude zu teilen? 70 Jahre Grundgesetz, 30 Jahre Mauerfall und 18 Jahre Jugend debattiert am Vorabend des Reformationsgedenkens feiern zu können und das auch noch in einer evangelischen Schule im friedlichen Dassel? Da kommt doch vieles zusammen, was auch zusammengehört.“ Die Tatsache, dass wir ein Leben in Frieden und Freiheit führen können, werde viel zu selten gefeiert, so Fahrenbach. „Unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung sollte unser dieser Sondereinsatz an Zeit, Kraft und Raum doch wert sein. Das müssen wir der jungen Generation auch vorleben.“ Nicht zuletzt stünde man damit in Luthers Tradition. Der Christmensch sei zur Freiheit berufen. Die Freiheit sei ein Imperativ, kein Geschenk. Also müsse man auch etwas tun, damit sie erhalten bleibe.Der Leiter von Jugend debattiert, Ansgar Kemmann, der das Projekt im Auftrag der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung leitet, lobte die Veranstaltung als besonders gelungen. Frau Fahrenbach unterstütze das Projekt Jugend debattiert schon seit 18 Jahren und habe mit dieser Veranstaltung bisherige Debatten-Abende weit übertroffen.Der Schirmherr des schulinternen Debatten-Wettbewerbs, Konstatin Kuhle, Mitglied des Bundestags und ehemaliger PGS-Schüler, betonte mehrfach, wie genial er die Konzeption der Langen Nacht der Debatte und wie großartig das Engagement der Schule für das Debattier-Projekt fände. Es werde damit ein respektvoller Umgang mit unterschiedlichen Ansichten eingeübt, der nicht nur im Bundestag öfters fehle.Dassels Bügermeister Gerhard Melching stellte in seinem Grußwort klar heraus, wie notwendig die Einübung der Debatte für den Erhalt einer gewaltfreien politischen Kultur in Deutschland sei. Die Macht der Sprache dürfe nicht unterschätzt werden. Sprachlich habe es vor den Attentaten auf den Kassler Regierungspräsidenten Walter Lübcke und den Attentaten von Halle zahlreiche hasserfüllte Äußerungen gegeben, denen schließlich die Taten folgten.Zu den besonders prominenten Gästen zählten neben Konstantin Kuhle die Bundestagsabgeordneten Dr. Roy Kühne und Johannes Schraps sowie die Abgeordnete des Europa-Parlaments, Viola von Cramon. Sie nahmen an einer Talkrunde teil, die von Constantin Tillmann Schott, PGS-Schüler aus Holzminden, moderiert wurde. Der Appell der Politiker war eindeutig: „Beteiligt euch, macht mit, egal in welcher Partei! Die Parteiendemokratie braucht junge Menschen wie euch, die in der Schule gelernt haben, sachlich, respektvoll und engagiert zu debattieren.“Die Paul-Gerhardt-Schule Dassel ist seit fünf Jahren Jugend-debattiert-Schule und führt regelmäßig in Jahrgang 8 und 9 das Debattentraining durch. Die zwölf Debattanden, die in den drei Klassenräumen jeweils zu viert debattierten, hatten sich gründlich auf ihre Streitfragen vorbereitet: „Soll das Fach Umwelt als Schulfach eingeführt werden?“ „Soll es jedes Jahr einen Baumpflanztag im Rahmen des Projekts Umweltschule in Europa geben?“ „Soll vor einer Wahl die Teilnahme an politischen Bildungsseminaren verpflichtend sein?“ Die Hin- und Rückrunde wurde jeweils von einem vierköpfigen Jurorenteam bewertet.Ein besonders großes Hallo galt schließlich den vier Landessieger*innen von Jugend debattiert: Philipp Bergner und Johannes Gold aus Rheinland-Pfalz, Hanna Dorset aus Sachsen sowie Natasha Kößl aus Thüringen. Sie debattierten die Frage, ob die Teilnahme an Demonstrationen während der Unterrichtszeit als Entschuldigungsgrund gelten soll. Dafür wurde im Rahmen einer großen Saaldebatte unter Moderation von Ansgar Kemmann das reguläre Debatten-Format in der freien Aussprache geöffnet: Die Gäste im Saal sollten mitdebattieren! Fünft- und Sechstklässler meldeten sich zu später Stunde genauso so engagiert zu Wort wie Oberstufenschüler*innen, Pensionär*innen, Eltern, Lehrkräfte, Abgeordnete und Bürgermeister Gerhard Melching. Das Publikum hielt lange durch, was auch daran lag, dass Kathrin Richter und Stefan Graen von der Comedy Company aus Göttingen mit ihrem Improvisationstheater die Zuschauer immer wieder in den Bann und das Bühnengeschehen mit einbezog.Die kommissarische Schulleiterin, Monika Fahrenbach, war schließlich hoch erfreut über die starke Resonanz und bedankte sich für das großartige Engagement bei allen Beteiligten. In besonderem Maße dankte sie dem evangelischen Schulbund Nord und der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover, die diesen Abend großzügig finanziell unterstützten. Außerdem dankte sie der Schulkoordinatorin Hanna Holtemeyer sowie Annett Schulze und Ulrike Schwartz, alle drei Lehrerinnen an der Paul-Gerhardt-Schule, ohne die diese Veranstaltung nicht hätte gelingen können.Das letzte Wort sollte an diesem Abend eigentlich Schulpastor Torsten Wiegmann haben. „Kreuz und quer – das letzte Wort hat die Bibel!“, sagte er und beendete mit segensreichen Worten die Debatten-Nacht.