Seit Ende des 2. Weltkrieges wird in Bonenburg immer am Karfreitag eine Lobeprozession abgehalten, deren traditioneller Anlass auf ein Gelübte des damalige Pfarrers Wilhelm Göke zurückgeht. Grund dafür ist, dass an den Ostertagen des Jahres 1945 in und um Bonenburg Kämpfe zwischen amerikanischen Streitkräften und deutschen SS-Einheiten entbrannten.
Pfarrer Göke hatte seinerzeit mit Einwohnern Bonenburgs im Keller des Pfarrhauses Schutz gesucht und gelobt, in jedem Jahr am Karfreitag - oder bei ungünstiger Witterung an einem passenden Sonntag - eine Kreuzwegprozession zum Kreuzberg abzuhalten, wenn die Bonenburger Kirche und das Dorf vor Zerstörung bewahrt bleiben
Wenn auch mit Ausnahme der Ziegelei, die vollständig abbrannte, Wohnhäuser des Dorfes weitgehend unzerstört blieben, wurden innerhalb von wenigen Stunden 11 Menschen aus dem Dorf und über 70 Soldaten getötet.
Die Kämpfe in Bonenburg gehen ursächlich darauf zurück, dass die Alliierten Ende März 1945 den Ruhrkessel bei Lippstadt schlossen und Soldaten der Wehrmacht und der Waffen-SS, nach Osten verlagert, und das Eggegebirge als Sperrlinie durch die Wehrmachtsführung befohlen wurde.
Zur Verstärkung formierte sich am 29. März 1945 in Sennelager eine Militärische Einheit aus verschiedenen Waffengattungen. Sie bestand zum überwiegenden Teil aus Leichtverletzten und älteren Soldaten sowie jungen Rekruten. Ein Teil dieser Brigade rückte zum Ende der Karwoche 1945 auf Bonenburg zu und bezog zusammen mit zur Verstärkung herangezogener SS-Kampftrupps Stellung am Ortsrand.
Am Morgen des Ostersonntags, dem 1. April 1945, rückten um 9.30 Uhr amerikanische Truppen entgegen aller Vermutungen nicht von Westen aus Richtung Scherfede, sondern ungeschützt aus östlicher Richtung, von Ikenhausen her in Bonenburg ein. Am Nachmittag beschossen dann SS-Einheiten von der „Hohen Warte“ und vom Eggegebirge aus die alliierten Truppen. Es kam zwischen Bonenburg und Borlinghausen zu heftigen Gefechten, bei denen viele Soldaten ihr Leben ließen.
In der Nacht vom 1. bis zum Morgen des 2. Ostertages verstärkten sich die Angriffe. Sie verlagerten sich in das Dorf, sodass Kämpfe zum großen Teil auch innerhalb von Häusern durchgeführt wurden. Entsetzliches Leid erlitten die Menschen auf dem „Haselbusch”. Hier starben innerhalb einer Stunde 11 Menschen aus Bonenburg und Evakuierte aus Essen und Iserlohn, die hofften, in Bonenburg Schutz vor den Bomben im Ruhrgebiet zu finden. Durch eine Granatenexplosion verloren allein hier vier Menschen, davon zwei Kinder, ihr Leben.
Viermal wurde Bonenburg von alliierter und deutscher Seite eingenommen und wieder verloren, bis sich nach schweren Verlusten auf beiden Seiten die Wehrmacht und die SS in Richtung Weser absetzten. Ab 11 Uhr des 2. Ostertages 1945 wurde nicht mehr geschossen und das Dorf ging in amerikanische Hand über.
Die Bonenburger fühlen sich diesem Gelöbnis auch heute noch verpflichtet und begehen seit nunmehr 80 Jahren mit sehr großer Teilnahme diese Lobeprozession. Und es scheint wie eine Ironie des Schicksals, dass das Pfarrhaus, in dessen Keller zu Ostern 1945 Menschen dieses Dorfes flüchteten, heute wieder als Fluchtraum dient. Zurzeit leben hier Geflüchtete aus der Ukraine, die sich nichts sehnsüchtiger wünschen als ein Ende des russischen Angriffskrieges und die Rückkehr in ihre Heimat.