In der Stadt die Landwirtschaft erklären: Junge Landwirte und Landwirtinnen aus ganz Westfalen-Lippe bringen derzeit auf der Grünen Woche in Berlin Messebesuchern die hiesige Landwirtschaft näher. Mit dabei sind Eva Waldeyer aus Brakel, Marina Lakemeyer aus Nieheim, Sascha Winkelhahn aus Höxter und Jan Bergmann aus Nieheim. Die weltweit größte Messe für Ernährung und Landwirtschaft läuft vom bis 26. Januar.
„Offen und ehrlich möchten wir den Messebesuchern und Großstädtern das Leben und Arbeiten auf dem Hof und dem Feld vermitteln“, erklärt Marina Lakemeyer. Sie ist mit Sascha Winkelhahn und Jan Bergmann schon einige Male auf der Messe in Berlin gewesen. Zum ersten Mal dabei ist Eva Waldeyer. Allen vier jungen Leuten liegt die Öffentlichkeitsarbeit am Herzen. Ihr Anliegen: Der heimischen Landwirtschaft ein Gesicht geben und durch eigene Erzählungen greifbarer machen.
Viele Menschen kämen leider nur noch wenig mit Landwirten in Kontakt. „Deshalb gehen wir in die Stadt und sprechen mit den Städtern“, betont Jan Bergmann. „Die Besucher sind immer sehr interessiert, ja sogar neugierig“, berichtet Marina Lakemeyer. Sichtlich erfreut seien sie immer, wenn sie hören, dass eine „echte“ Landwirtin vor ihnen stehe, „und wir zuhause einen Hof mit Kühen und Kälbern haben.“ Eher selten komme es vor, dass jemand eine vorgefestigte einseitige Meinung zur Landwirtschaft habe, weiß Sascha Winkelhahn.
So würden sich die Gespräche mit den Besuchern oft um alltägliche Dinge auf dem Bauernhof drehen, aber auch rund um die Tiere, Tierwohl und um Trecker, Ackerbau Nachhaltigkeit oder den Bürokratiesmus, berichtet Winkelhahn. Ein großes Thema ist in diesem Jahr die Maul– und Klauenseuche. „Durch den Ausbruch in Brandenburg sind zum Beispiel keine Rinder, Schafe und Ziegen auf der Messe und damit einige Hallen leerer als sonst“, erläutert Bergmann.
Auch die Bauernproteste und Demos im letzten Jahr sind ein Thema. Ob diese was gebracht hätten und wie es mit der vielen Bürokratie und den Auflagen aussehe? „Nach wie vor merken wir auch in dieser Weise eine tolle Unterstützung von Seiten der Bevölkerung“, schildert Marina Lakemeyer.
„Unsere Arbeit bringt oft eine große Verantwortung mit sich, für unsere Tiere und für andere“, dieses möchte Eva Waldeyer den Großstädten herüber bringen. Auf dem elterlichen Betrieb mit Schweinen und Ackerbau ist sie mit der Landwirtschaft groß geworden. „Mir liegen die Tiere am Herzen“, sagt die junge Landwirtin, „und die Technik begeistert mich.“ Das ist der Grund, warum sie sich entschlossen hat, aus der Leidenschaft ihren Beruf zu machen.
Antonius Tillmann, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Höxter, freut sich über den Einsatz und die Tatkraft der jungen Generation. „Persönliche Einblicke in die Arbeit auf dem Hof und in der Landwirtschaft geben, das kann keiner besser als die Menschen aus der Praxis selbst“, so Schmedt.
Informativ, spielerisch und kulinarisch wollen die jungen Leute den Messebesucher die Welt der Landwirtschaft näher bringen. So begleiten sie die Gäste per Virtual Reality in verschiedene Ställe. Beim Bauernhof-Buzzer-Quizspiel lassen sie Messebesucher gegeneinander antreten, begleiten einen Wissensparcours oder bereuen den interaktiven Modellkuhstall. Neben dem Aktions- und Informationsstand des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV) in der NRW-Halle mit vielen Gesprächen rund um den grünen Berufszweig sind sie zudem im Bühnenprogramm der NRW-Halle aktiv.
Insgesamt 30 junge Landwirte und Landwirtinnen aus Westfalen-Lippe, darunter 13 junge Leute aus Ostwestfalen-Lippe (OWL), präsentieren die westfälische Landwirtschaft in der NRW-Halle. Vorbereitet wurden sie für ihren Einsatz am WLV-Informationsstand, ihre Aktionen auf der Bühne und den Medienkontakten gut. Die jungen Akteure trafen sich im Herbst zu einem Wochenendseminar sowie mehreren Online-Trainings mit einem straffen Programm aus Argumentations-, Rhetorik- und Medientraining.