Der Seniorenrat hatte zu dem Thema „Palliativmedizin und Hospizarbeit” am 21. November in den Gemeinderaum der St. Paulkirche eingeladen.
Die Vorsitzende Elke Leuckel gab bei ihrer Begrüßung ihrer Freude Ausdruck, dass so viele Interessierte den Weg zu dieser Veranstaltung gefunden haben. Sie betonte, dass für den Seniorenrat die Lebensqualität der älteren Menschen im Vordergrund steht, aber auch Krankheit und Tod gehören dazu und dürfen nicht ausgeklammert werden. Schwerkranken und sterbenden Menschen ein würdiges und selbstbestimmtes Leben bis zum Ende zu ermöglichen ist das Ziel der Palliativ- und Hospizarbeit, die sich wie ein schützender Mantel um den Betroffenen legt.
Im Anschluss an die Begrüßung berichtete Diana Schwannecke über den seit 25 Jahren bestehenden Hospizverein Holzminden. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter setzten ehrenamtlich ihre Zeit ein, um mit großer Zuwendung den Schwerstkranken, den Sterbenden und auch ihren Familien Beistand zu schenken. Sie sind vor Ort, wo man sie braucht mit Gesprächen, Trost und vielfältigem Rat. Die Mitglieder des Hospizvereins handeln ganz nach dem Grundsatz der Gründerin der modernen Hospizbewegung, der Dame Cicely Mary Saunders: „Nicht dem Leben mehr Tage, sondern den Tagen mehr Leben zu geben”!
Diana Schwannecke wies auf die Erreichbarkeit in den Räumlichkeiten in der Mittleren Straße 6, hin, in denen die Mitarbeiterinnen gern für Informationen und Gespräche bereit sind.
Auf das in diesem Jahr eröffnete „Solling-Hospiz Christine Amalie” ging Michael Pfeil nachfolgend in seinem Vortrag ein. Als Mitbegründer und Initiator berichtete er über Werdegang, Abläufe und bisherige Ergebnisse. Von Anfang an wurde das Projekt beratend unterstützt von Dr. Wolfgang Schwarz und Dr. Enno Bialas, Palliativmediziner der 1. Stunde. Sie haben große Erfahrung bei der Aufstellung von Hospizen. Die Einrichtung des Hospiz in Stadtoldendorf ist nicht nur für den Kreis Holzminden, sondern weit darüber hinaus absolut notwendig. Das nächstgelegene Hospiz befindet sich in Bad Pyrmont und ist somit 50 km entfernt.
Pfeil legte besonderen Wert darauf, dass die Patienten im Hospiz „Gäste” sind und so vollumfänglich betreut werden. Sie erfahren eine ganzheitliche Pflege für Körper und Seele und werden versorgt durch Palliativärzte vor Ort. Durch die stationäre Betreuung ist man den Gästen Tag und Nacht nahe und kann auf ihre individuellen Wünsche besonders eingehen. Auf Wunsch können Familienangehörige im Sinne des rooming-in die Kranken im Hospiz begleiten. Die Schwerkranken sollen frei von Schmerzen und Angst die verbleibenden Lebenstage angenehm erleben können.
Über das Palliativnetz-Holzminden, über den Hospizverein, aber auch direkt unter Tel. 05532/9955040 ist das Hospiz „Christine-Amalie” jederzeit zu erreichen. Aufnahmetermine können auch im voraus vereinbart werden. Eine Mitgliedschaft im Förderverein ist erwünscht und wird empfohlen. Spenden sind herzlich willkommen.
Anstelle von Dr. Schwarz, der akut erkrankt war, ging Dr. Enno Bialas in seinem Vortrag auf das Thema „Palliativmedizin und Hospizarbeit” aus seiner Sicht ein.
Den Worten von Cicely Saunders folgend, so Dr. Bialas, muss in erster Linie die Angst vor dem Tod genommen werden. Die Sterbenskranken sollten möglichst noch viele schöne Stunden haben. Sie sollten das Leben bis zum Schluss „feiern”. Und wenn der letzte Moment gekommen ist und ein Mensch dann stirbt, ist es so, „als wenn ein Engel seinen Atem anhält”.
Für die Gäste (Patienten) Tag und Nacht da zu sein und ihre individuellen Sorgen anzuhören, ist die Aufgabe des Personals im Hospiz. In einem Hospiz sind unterschiedliche Berufsgruppen tätig. So sorgen die Ärzte dafür, dass die Kranken keine Schmerzen haben und dass Angst und Luftnot genommen wird. Psychologen kümmern sich um die Seele und behandeln Depressionen. In einigen Fällen kann der „Heimgang” durch eine sogenannte palliative Sedierung nach Rücksprache mit allen Betroffenen erleichtert werden.
Die vielen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben neben den pflegerischen Aufgaben - durch ihre nahezu kontinuierliche Anwesenheit - viel Gelegenheit, mit den kranken Menschen zu sprechen und auf ihre Sorgen und Nöte einzugehen.
Abschließend stellte Dr. Bialas zusammenfassend noch einmal fest, dass die Hospize „Orte des Lebens” sind, nicht des Todes. Trauer, Schmerz und Angst werden hier überwunden. In diesem Sinne wünschte Dr. Bialas dem Solling Hospiz „Christine Amalie” alles Gute und Gottes Segen.
Nach herzlichen Dankesworten lud die Vorsitzende zu Fragen rund um das weitreichende Thema ein. Davon wurde gern Gebrauch gemacht und mit einer lebhaften Diskussion endete eine informative, zum Nachdenken anregende und emotionale Veranstaltung.