Rund 20 Interessierte folgten der Einladung des Zentrums für Ehrenamtliches Engagement (ZEE) und der LEADER-Aktionsgruppe „VoglerRegion im Weserbergland“ zur Veranstaltung mit dem Titel „Treffpunkt Dorfzukunft“. Unter dem Motto „Warum Dörfer l(i)ebenswert sind – und damit sie es bleiben“ trafen sich am Montagnachmittag Dorfmoderator*innen aus Südniedersachsen, Vertreter des Seniorenrats, des Seniorenpflegestützpunktes des Landkreises und weitere Interessierte mit den Verantwortlichen des Großprojekts „Alte Schmiede“ aus Ottenstein.
Ein ausführlicher Bericht über die Entstehung des Projekts, das zum Teil auch aus Mitteln der Dorfentwicklung durch das Niedersächsische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz gefördert worden ist, wurde mit einer Führung durch die entstandenen Gebäude abgerundet. Das Foyer der Tagespflege diente dabei als Präsentationsraum. Die Teilnehmenden durften danach die Räumlichkeiten des Multifunktionshauses mit Friseur, Bücherei, Café, Podologie-, Logopädie und Physiotherapiepraxen besichtigen. Auch das Wohnhaus mit den vollständig barrierefrei errichteten Wohnungen und Gemeinschaftsräumen stand den beeindruckten Besuchern offen.
Diana Lönnecker und Manfred Weiner, Bürgermeisterin und Gemeindedirektor des Flecken Ottenstein, erzählten dabei, dass sie als Verantwortliche des Großprojekts aber auch vor immensen Herausforderungen standen. Was muss man bei der Ausstattung von Tagespflege-Räumen beachten? Wie richtet man die Praxen und den Friseursalon ein? Wie muss eine barrierefreie Wohnung ausgestattet sein? All diese Fragen mussten vor dem Bau beantwortet werden. Nicht selten gab es hier Konflikte unter den eingebundenen Projektbeteiligten. Auch die bürokratischen Hürden galt es zu nehmen, um beispielsweise die Zulassung einer Apotheke zu ermöglichen, die zur Grundversorgung der potentiellen Bewohner gehört. „Wer kämpft, kann verlieren, wer nicht kämpft, hat bereits verloren!“, beschreibt Manfred Weiner diesen Prozess. Er motivierte die Engagierten, sich von Problemen bei den Projekten nicht zu schnell abschrecken zu lassen. Der große Vorteil sei, dass man das Rad nicht neu erfinden müsse, so Weiner weiter. Vor allem ein gutes Netzwerk aus engagierten Mitmenschen und Experten trage dazu am besten bei Man könne viel voneinander lernen und Abschauen sei beim Thema Dorfentwicklung sogar gewollt.
Solche Netzwerke zu beleben und beständig zu halten, ist eine der Aufgaben der Dorfmoderation. So schloss sich an die Vorstellung des Projekts „Seniorenzentrum Alte Schmiede“ Margitta Kolles Vorstellung der Dorfmoderation an. Kolle ist seit April 2022 die Vernetzungsstelle der Dorfmoderation Südniedersachsen und hatte den Weg aus Göttingen für diesen Abend gern auf sich genommen. Dorfmoderation sei eine Sammlung von Methoden, die man in einer mehrtägigen Qualifikation erlernt habe und die eingesetzt werde, um das Dorf von innen heraus zu stärken, so Margitta Kolle. Bürger*innen mit Engagement, mit oder ohne vorherige Tätigkeiten in Vereinen oder politischen Ämtern lassen sich ausbilden und treten dann als Einheit mit Ortsräten und Vertretern von Vereinen und Politik für das Dorf ein. So entstünden Projekte, die aus dem Dorf heraus angetrieben werden.
Ein Beispiel dafür gaben Beate Lönnecker, Bürgermeisterin aus Holenberg und ihre Dorfmoderations-Kollegin Erika Klindworth, ebenfalls aus Holenberg. Dort habe man nach der erfolgreichen Qualifikation eine Aktion ins Leben gerufen, die Neubürger des Dorfes miteinander und mit der Dorfgemeinschaft verbindet. „Die Aktion war ein voller Erfolg, knapp 80 Prozent der Angesprochenen sind unserer Einladung zum Willkommensfest gefolgt. Und ein paar Tage später, beim Aufstellen des Maibaumes, sind genau diese Menschen wieder zusammengekommen“, berichtet die ebenfalls vor vielen Jahren zugezogene Beate Lönnecker. Ein kleines Willkommensgeschenk, das persönlich und gemeinsam mit der Einladung zum Fest übergeben wurde, ein Sektempfang an der Grillhütte des Dorfs und ein Rundgang durch die Ortschaft seien Bestandteile dieser Aktion gewesen.
Die Teilnehmenden der Veranstaltung „Treffpunkt Dorfzukunft“ zeigten sich beeindruckt vom Engagement und dem Mut, etwas im Dorf bewegen zu wollen. Viele ließen sich danach mit Informationsbroschüren und Terminankündigungen ausstatten. Sicher werden sich einige bei der nächsten Qualifizierungsmaßnahme zum/zur Dorfmoderator*in am 6. bis 8. Oktober und 3. bis 5. November in diesem Herbst erneut begegnen. Bei einer entspannten Plausch- und Austauschrunde mit einem Teller Kürbiscremesuppe aus dem Café „Alte Schmiede“ im Multifunktionshaus der Einrichtung ließen die Besucher*innen den Abend gemeinsam ausklingen.