2022 war für uns alle ein sehr herausforderndes Jahr“, resümiert Antonius Tillmann, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Höxter. „Mit dem schrecklichen Angriffskrieg auf die Ukraine haben wir eine andere Zeit.“ Die Folgen des Krieges spürten die Menschen in allen Bereichen der Gesellschaft.
„Für uns Landwirte war es ein Jahr mit Unsicherheiten und Markturbulenzen“, erläutert Tillmann. Die Verknappung und Verteuerung der Energie trafen die Landwirtschaft direkt und auch indirekt. Beispielsweise sei Dünger im Frühjahr um ein Mehrfaches gestiegen als in der Vergangenheit. Die landwirtschaftlichen Erzeugnisse hätten notwendigerweise im Preis anziehen müssen. Doch mit der Verteuerung vieler Lebensbereiche achten die Bürger beim Einkauf deutlich stärker auf den Preis. Das haben die Bauern deutlich gemerkt. Tillmann: „Höherpreisige Produkte wie Tierwohlfleisch, Bioprodukte oder sehr arbeitsintensive Erzeugnisse hatten und haben mit erheblichen Absatzrückgängen zu kämpfen.“ So hätten beispielsweise im Frühjahr die Spargel- und Erdbeerbauern massiv darunter gelitten, dass heimische Früchte durch günstige Importwaren ausgetauscht worden seien.
Die Stimmung in den Bauernfamilien sei angespannt. „Wie wird es in der Landwirtschaft weiter gehen? Das fragen sich ganz viele“, sagt der Vorsitzende. Derzeit seien viele Herausforderungen zu bewältigen, wie selten zuvor. So hätten sich die Bäuerinnen und Bauern in den vergangenen Jahren auf den Weg gemacht, um vieles weiterzuentwickeln und die Zukunft möglichst nachhaltig zu gestalten“, erzählt Tillmann.
„Doch wir können überhaupt nicht abschätzen, was sich zukünftig tragen wird.“ Ein Beispiel sei der Umbau der Schweineställe zu Außenklimaställen, verbunden mit erheblichen Kosten und auch Folgekosten. Doch können die Höfe das nur schaffen, wenn sich die Ausgaben irgendwann durch Einnahmen rechnen. Allerding fehle die Bereitschaft, so Tillmann, „die erforderlichen Preise lassen sich mit teurerem Fleisch nach höheren Tierwohlstandards erzeugt oder Bioprodukten nicht erzielen.“ Große Investitionen seien deshalb nicht zu kalkulieren. Viele junge Leute - sehr motiviert und gut ausgebildet - scheuten sich aufgrund der unsicheren Situation vor diesen.
„Erfreulicher als angesichts der Trockenheit zu erwarten war, fiel die Getreide- und Rapsernte aus“, resümiert der Vorsitzende. Sie zeige aber je nach Standort und Regen große Spannbreiten. Dagegen habe die diesjährige Sommerstrockenheit den herbstlichen Ackerfrüchten Kartoffeln, Gemüse und Mais zugesetzt. Die Erträge seien niedriger als im Schnitt der Jahre. „Die Bodenqualitäten spielten eine enorm große Rolle“, beschreibt der Vorsitzende.
Weiter zeigten die Zuckerrüben eine sehr starke Streuung. „Auf einigen Flächen liegen sie im Schnitt der Jahre, auf anderen unterdurchschnittlich“, so Tillmann. Die Zuckergehalte liegen dagegen überdurchschnittlich aufgrund der guten Witterung und viel Sonne im Herbst.
Die Sommertrockenheit hat sich in diesem Jahr besonders auf die Wiesen und Weiden ausgewirkt. Rinder, Pferde oder Schafe mussten auf den Weiden häufig zugefüttert werden. Insgesamt waren die Erntemengen an Heu und Grassilage reduziert. Außergewöhnlich: Noch Anfang November war ein später Grasschnitt möglich. Der warme Oktober ließ das Gras noch gut wachsen. „Dieser Schnitt ist zwar kein riesiger, trägt aber mit zu den Wintervorräten für unsere Tiere bei“, schildert Tillmann.