„Wer hätte im Jahr 1984 gedacht, dass aus einer Hausaufgabenhilfe einmal ein Verein und eine gemeinnützige GmbH wird, die in fünf Landkreisen agiert?“, fragte der erste Vorsitzende der Projekt Begegnung e.V., Bernd Wengel, anlässlich des 100-jährigen Jubiläums - 100 Jahre, die sich aus 40 Jahre Verein, 20 Jahre gemeinnützige Gesellschaft, 20 Jahre Jugendbildungsstätte und 20 Jahre Mittelalterdorf Bokenrode zusammensetzen.
Um dieses denkwürdige Jubiläum gebührend zu feiern, lud Projekt Begegnung Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Freunde, Kooperationspartner, Unterstützer, Vereinsmitglieder sowie Politiker in die Sporthalle der Jugendbildungsstätte Fürstenberg ein. „Wir haben eine verrückte Geschichte hinter uns“, begrüßten Wengel und Robert Hartmann, Geschäftsführer der Projekt Begegnung gGmbH, die Gäste und erinnerten an Meilensteine der Vereinsgeschichte:
Die Anfänge des Vereins liegen im Jahr 1984, als engagierte Pädagogen auf ehrenamtlicher Basis kostenlos Hausaufgabenhilfe anboten. Die Gründung des Vereins selbst folgte, als das Angebot von zahlreichen Schülerinnen und Schülern – darunter auch viele mit Migrationshintergrund – wahrgenommen wurde. „Im April 1994 veranstalteten wir ein Leuchtturmprojekt: Mit straffälligen Jugendlichen führten wir ein Rocktheater in der Stadthalle in Holzminden auf, das ein enormer Erfolg war. Die Aufführung war ausverkauft, sodass weitere Vorstellungen im Herbst desselben Jahres folgten“, erinnerte sich Wengel.
Ein weiterer Meilenstein wurde 1998 erreicht, als der Verein sein Angebot um eine Tagesgruppe in Höxter erweiterte. Dadurch war Projekt Begegnung auch in Nordrhein-Westfalen vertreten. Im Dezember 1999 folgte eine weitere Tagesgruppe in Beverungen. Wengel erinnerte zudem an den Anstieg der Aufgaben für Projekt Begegnung in den frühen 2000er Jahren. Um den zukünftigen Herausforderungen gerecht zu werden, entschloss sich der Vorstand des Vereins zur Gründung einer gemeinnützigen Gesellschaft. Die Eintragung der Projekt Begegnung gGmbH erfolgte am 7. Februar 2004 durch das Amtsgericht Holzminden. Günter Rehling übernahm dabei das Amt des ersten Geschäftsführers.
„Unsere Meilensteine waren aber nicht immer positiv. Es gab leider auch Tiefen in unserer Vereinsgeschichte: 2012 beispielsweise reichte die Projekt Begegnung gGmbH beim Amtsgericht Holzminden einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens ein”, so Wengel. „Wir danken dem damaligen vorübergehenden Geschäftsführer und Vorstandsmitglied, Walter Gieffers, dass er diese schwere Krise bewältigen konnte.” Abschließend erwähnte Wengel den neuesten Meilenstein: den Bau einer eigenen Kita in Beverungen. „Als Zwischenfazit möchte ich hervorheben, dass das Ursprungskonzept tragfähig und ein voller Erfolg ist”, schloss Wengel seine Rede ab.
Anschließend hielt der ehemalige Samtgemeindebürgermeister, Horst Menzel, eine Festrede, in der er ebenfalls an wichtige Meilensteine erinnerte und die Zusammenarbeit mit Projekt Begegnung würdigte. Er hob die umfangreiche Vorbereitung der Hausaufgabenhilfe 1984 hervor, bei der Räumlichkeiten gefunden, finanzielle Aspekte geklärt und weitere Bedingungen erfüllt werden mussten, bevor das Vorhaben starten konnte. „Das war es wert, denn es ist wichtig, alles für unsere Nachkommen zu tun, da sie unsere Zukunft sind”, kommentierte Menzel. Er erinnerte auch an die schwierige Coronazeit sowie an viele Freizeitfahrten, wie die zur Türkei, bei der 11.000 Kilometer mit dem Bus zurückgelegt wurden oder die Fahrt zu einem Kriegsfriedhof, die sowohl die Jugendlichen als auch ihn selbst zum Nachdenken anregte. „Von der Hausaufgabenhilfe bis zur eigenen Kita in Beverungen: wahnsinn! Ich gratuliere ganz herzlich zum Jubiläum”, schloss Menzel ab.
Die zweite Festrednerin war Prof. Dr. Swantje Penke, die in ihrem Fachvortrag auf die aktuelle Entwicklung und die Herausforderungen in der Kinder- und Jugendhilfe einging. Sie lobte zunächst die „beeindruckende Entwicklung”, die Projekt Begegnung durchlaufen hat und thematisierte anschließend Aspekte wie die „Herausforderungen in der Kinder- und Jugendhilfe”, „Besonderheiten im ländlichen Raum”, „Entwicklung und Herausforderungen in der Digitalisierung”, den Fachkräftemangel, Prävention und Partizipation sowie die Frage „Wie kann sich die Jugendhilfe in Zeiten der Krisen und der Polarisierung einordnen?”.
Zum Abschluss wandte sich Hartmann mit ein paar abschließenden Worten an die Gäste: „Tausend Dank an alle, die Projekt Begegnung zu dem gemacht haben, was es heute ist. Ich bin wirklich stolz darauf, Euch als Mitarbeiter zu haben. 100 gemeinsame Jahre – wir haben es geschafft.”
Nach einem kurzen Imagefilm, der die Arbeit und die Standorte von Projekt Begegnung zeigte, verteilten sich die Gäste für Gespräche auf den Hof, genossen Getränke und Speisen vom Buffet und lauschten der entspannenden Musik des Musikduos „Leonie und James”. Am selben Abend folgte dann eine Party für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, bei der das Jubiläum noch einmal gebührend gefeiert wurde.