“Altes Land” auf der Bühne brillant | OWZ zum Sonntag

Veröffentlicht am 11.10.2024 10:32, aktualisiert am 11.10.2024 10:32

“Altes Land” auf der Bühne brillant

450 Zuschauer in Beverungen erleben das andere Ohnsorg-Theater. (Foto: Kulturgemeinschaft)
450 Zuschauer in Beverungen erleben das andere Ohnsorg-Theater. (Foto: Kulturgemeinschaft)
450 Zuschauer in Beverungen erleben das andere Ohnsorg-Theater. (Foto: Kulturgemeinschaft)
450 Zuschauer in Beverungen erleben das andere Ohnsorg-Theater. (Foto: Kulturgemeinschaft)
450 Zuschauer in Beverungen erleben das andere Ohnsorg-Theater. (Foto: Kulturgemeinschaft)

Nein, das ist nicht das Ohnsorg-Theater, das wir kennen und lieben. So wie vor zwei Jahren, als Heidi Mahler (80) mit “Tratsch im Treppenhaus” auf ihrer Abschiedstournee in Beverungen Station gemacht hat. Das war noch das Flair des Ohnsorg-Theaters der 1960er-Jahre mit Schauspielikone Heidi Kabel, der Mutter von Heidi Mahler. Aber die Generation, die mit diesen beiden Heidis noch etwas anfangen kann, gibt es bald nicht mehr. Was soll dann aus dem Ohnsorg-Theater, Deutschlands bekanntester privat betriebener Bühne, werden?

Wenn eine Bühne im Spielbetrieb überleben will, braucht sie kulturelle Relevanz. Die hat das Ohnsorg-Theater nicht, wenn es nur den Nostalgiekult des Schwarz-Weiß-Fernsehens bedient. Das weiß auch die Intendanz der vor 122 Jahren gegründeten Hamburger Traditionsbühne und hat längst die Zeitenwende eingeläutet. Als Heidi Mahler auf Abschiedstournee war, fand in Hamburg bereits die Premiere von das “Alte Land” statt.

Die Bühnenadaption des Erfolgsromans von Dörte Hansen zeigte nun auch in Beverungen erstmals die neue kulturelle Relevanz des Ohnsorg-Theaters. “Altes Land” erzählt im ersten Teil eine ostpreußische Vertriebenengeschichte.

Nach der Pause begann ein zweiter Erzählstrang, in dem die Nichte der einst Vertriebenen aus der Stadt auf den Hof ihrer Tante flieht. Und wieder müssen zwei Generationen lernen, miteinander auskommen.

Humor kam nicht zu kurz

Die rund 450 Zuschauer in der Beverunger Stadthalle erlebten ein tiefgründiges Schauspiel mit einem höchst engagierten Ensemble, das ganz ohne Schenkelklopfer-Komik und Tür-auf-Tür-zu-Geklapper auskam. Gleichwohl kam der Humor in der zweiten Hälfte nicht zu kurz.

In der Inszenierung von Regisseurin Julia Bardosch mischte sich die für das Ohnsorg-Theater typische Folklore mit zeitgenössischer Allgemeingültigkeit und der Auseinandersetzung mit der hochaktuellen gesellschaftspolitischen Frage des Umgangs mit Flucht, Vertreibung und Heimat.

Im Theaterprogramm der Kulturgemeinschaft Beverungen geht es weiter mit einem modernen Klassiker. Am Dienstag, 5. November, 20 Uhr, steht das Theater Lindenhof mit Georg Büchners “Woyzeck” auf dem Programm. Karten und Infos gibt es online (kulturgemeinschaft-beverungen.de) und im Kulturbüro Beverungen, Tel. 0 52 73/392 223.

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