Wie war das Vereinsleben in meinem Heimatort vor 100 Jahren? Welche kommunalen Projekte gab es im Deutschen Kaiserreich von 1871 bis 1918 und wer war in der Weimarer Republik von 1918 bis 1933 in unserer Stadt politisch aktiv? Diese und ähnliche Fragen werden regelmäßig an ein Kommunalarchiv herangetragen. Mit Hilfe historischer Zeitungen kann leicht die Zeitspanne zwischen Gegenwart und Vergangenheit überbrückt werden, denn Zeitungen sind ein Medium, das jeder kennt. „Historische Zeitungen gehören zu der spannendsten und vielseitigsten Überlieferung in Archiven“, erklärt der Leiter des Archivs der Stadt Höxter, Michael Koch. Sie stellen bedeutende Quellen zur Orts- und Regionalgeschichte dar und bilden eine wertvolle Ergänzung zur amtlichen Überlieferung in kommunalen Archiven.
Seit 2023 sind das Stadtarchiv und das Kreisarchiv Höxter Kooperationspartner des Online-Zeitungsportals „zeit.punkt NRW“ und seit Herbst 2024 mit ihren älteren Zeitungsausgaben nun auch im Internet präsent. Das vom Land geförderte Projekt digitalisiert Lokalzeitungen aus ganz Nordrhein-Westfalen im Zeitraum von 1801 bis 1945. „Durch das Digitalisierungsprojekt werden die Inhalte der historischen Zeitungen nicht nur bewahrt, sondern auch einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht“, freut sich der Leiter des Archivs des Kreises Höxter, Hendrik Köplin.
Das Zeitungsportal „zeit.punkt NRW“ bietet allen Interessierten einen kostenlosen Online-Zugang zur größten deutschen Zeitungsdatenbank. Diese vereint eine große Bandbreite von lokalen und regionalen Zeitungen kommunaler und staatlicher Archive und Bibliotheken aus allen Regionen Nordrhein-Westfalens. „Eine Besonderheit des Portals ist die Möglichkeit der Volltextsuche in den Zeitungen. Das vereinfacht die Recherche nach Themen, Namen oder Ereignissen“, so Stadtarchivar Koch. Zum Jahresende 2024 waren etwas mehr als 17 Millionen der bis dahin knapp 20 Millionen enthaltenen Zeitungsseiten zur Benutzung freigegeben.
Das Portal „zeit.punkt NRW“ ging im Sommer 2018 online, zunächst mit den bereits digitalisierten Beständen der Universitäts- und Landesbibliotheken in Bonn und Münster. Im nächsten Schritt wurden ab 2021 die auf Mikrofiches verfügbaren Zeitungsausgaben digitalisiert. Es folgte die Digitalisierung der unverfilmten historischen Original-Zeitungen aus den kommunalen Archivbeständen.
„Wir haben dieses bedeutende landesweite Projekt sehr gern gemeinsam unterstützt“, sind sich Stadtarchivar Koch und Kreisarchivar Köplin einig. Originalbestände aus Archiven in ganz Nordrhein-Westfalen, darunter an erster Stelle auch solche aus dem Stadtarchiv Höxter und dem Kreisarchiv Höxter, wurden seit 2023 einer Digitalisierung zugeführt. Im Oktober 2023 wurden die Zeitungsbände in Transportkisten aus Höxter abgeholt, in München eingescannt und im April 2024 wieder zurückgebracht. Die historischen Zeitungsbestände aus der Stadt und dem Altkreis Höxter (1816 bis 1974) decken - mit Lücken - die Jahrgänge von 1801 bis 1945 weitgehend ab. In der Regel firmierten die Zeitungen mit dem Anspruch eines Kreisblattes, der sich allerdings vor der Kreisreform von 1975 auf den Altkreis Höxter bezog.
Das kostenlose Online-Zeitungsportal ermöglicht es allen Interessierten und Forschenden, auf unterschiedlichste Fragestellungen Antworten zu erhalten. Eine Suche im Gesamtbestand ist möglich mit Hilfe der Suchfelder „Titel“, „Ort“, „von“, „bis“ und „Volltext“, über den Zeitungs- und Ortsindex, die landesweite Karte oder den Kalender. Die aufgefunden Zeitungsausgaben oder Artikel können kostenlos als PDF-Datei heruntergeladen werden. „Der technologische Fortschritt eröffnet neue Möglichkeiten für Forschung, Bildung und Recherchen aus persönlichem Interesse“, sagt Kreisarchivar Köplin.
Der Zugriff auf das Zeitungsportal „zeit.punkt NRW“ ist online möglich über die Internetadresse: zeitpunkt.nrw.
Fragen zu den digitalisierten sowie darüber hinaus den analog aufbewahrten Zeitungsbeständen im Stadtarchiv und im Kreisarchiv in Höxter beantworten Michael Koch, Stadtarchiv Höxter, Westerbachstraße 45, 37671 Höxter, Tel. 05271/9631120, E-Mail: m.koch@hoexter.de sowie Hendrik Köplin, Kreisarchiv Höxter, Moltkestraße 12, 37671 Höxter, Tel. 05271/9656210, E-Mail: h.koeplin@kreis-hoexter.de.
Im Online-Zeitungsportal „zeit.punkt NRW“ können Interessierte in folgenden erhaltenen Ausgaben recherchieren: in dem seit 1803 in Höxter herausgegebenen Corveyischen Intelligenzblatt und späteren Wochenblatt für den Distrikt Höxter sowie in der seit 1848 erschienenen Stadt- und Dorfzeitung, seit 1921 umbenannt in Höxtersche Zeitung. Vom Weserboten sind nur die Jahrgänge 1872 bis 1873 und 1876 bis 1877 erhalten. Von der Höxterschen Zeitung und der seit 1883 erschienen Huxaria blieben die meisten Jahrgänge erhalten. Nach der Gleichschaltung der Presse in der NS-Zeit wurde von 1933 bis Anfang 1945 das vom nationalsozialistischen Regime zensierte NS-Volksblatt für Westfalen herausgegeben. Die Huxaria stellte ihr Erscheinen Ende 1936 ein, die Höxtersche Zeitung erst Ende 1941. Im Online-Portal verfügbar sind aus dem Jahr 1945 noch jeweils ein Jahrgang des Amtlichen Mitteilungsblatts für den Kreis Höxter und der Zeitung Neue Westfälische Zeitung, die beide unter Kontrolle der alliierten Militärregierung erschienen. Letztere ist nicht zu verwechseln mit der in Nachfolge der Zeitung Freie Presse seit 1967 herausgegebenen Neue Westfälische.
Darüber hinaus wurden auch zwei kirchliche Zeitungen digitalisiert: die erhaltenen Jahrgänge 1888 und 1889 der Sonntagsfeier und das Leo Sonntagsblatt für das katholische Volk aus den Jahren 1900 und 1902 bis 1903.