Ortstermin im Mindener Hafen beim Werftbetrieb Rosemeier Schiffbau. Jürgen Twele, als Bereichsleiter des Landkreises Holzminden für die Poller Fähre zuständig, möchte sich persönlich ein Bild davon verschaffen, wie weit die alle fünf Jahre fälligen Wartungsarbeiten an der Poller Fähre vorangehen. Kann die Fähre rechtzeitig bis Ostern wieder auf der Weser zwischen Heidbrink und Burg übersetzen? Zumindest eine vorläufige befristete Fährgenehmigung hat Twele schon in der Tasche. Doch es gibt noch einige, vom zuständigen Wasser- und Schifffahrtsamt verordnete Zusatzauflagen zu erfüllen. Und die Fähre muss immerhin stromaufwärts auch noch zurückgeschoben werden. Ein Besuch, der Hoffnung macht.
Auf der Werft herrscht Hochbetrieb. Neben der Fähre liegen noch zwei mittelgroße Lastkähne auf dem Trockendock, eines davon wird gerade wieder ins Wasser gelassen. Der Betreiber habe von einem Leck gesprochen, dass dringend kurzfristig ausgebessert werden müsse, wird Werftbesitzer Rosemeier später kurz erzählen. Auf dem Dock habe sich dann herausgestellt, dass es mindestens zehn sind. Dafür ist auf die Schnelle keine Zeit, nicht zuletzt muss ja auch die Poller Fähre möglichst bald fertig werden. Alle fünf Jahre muss die Fähre zur Wartung nach Minden, die Rosemeier Werft ist die letzte in annähernder Umgebung, die so eine Arbeit durchführen kann.
Die gute Nachricht ist, dass die Fähre auch nach weiteren fünf Jahren Nutzung auf der Weser noch in einem verhältnismäßig guten Zustand ist. Der Fährenrumpf ist intakt, muss aber noch mit einer neuen Korrosionsschutzfarbe versehen werden. Die Verschleißeisen an der Unterseite der Anlegerampen sind vom ständigen Anlanden abgenutzt und müssen erneuert werden. Das ist in Arbeit und sollte in wenigen Tagen erledigt sein. Und auch die Kettenwinde scheint noch in Ordnung zu sein. Die Straßenmeisterei hatte zwar bereits eine neue Nuss für die Winde als Ersatz erworben. Eingebaut werden muss die allerdings noch nicht, mit etwas Glück halten alle Teile noch die nächsten fünf Jahre und brauchen nicht zwischendurch ausgetauscht zu werden.
Es müssen jedoch stabilere Schranken und neue Halterungen für die Fähre angebracht werden. Nach neuer Rechtsvorschrift sollen die Sperren an beiden Ausfahrtsseiten der Fähre einer Belastung von mindestens 1.000 Newton pro Meter widerstehen können. Solche wie auch die anderen Wartungsarbeiten an der Fähre sind kein Hexenwerk. Zur Not kann an den Schranken wahrscheinlich auch noch während des Betriebes nachgerüstet werden.
Doch auf der Werft liegt das Risiko im Moment wie überall beim Personal. Wenn niemand krank wird, könne es klappen mit der rechtzeitigen Fertigstellung noch vor Ostern, macht Firmenchef Ulrich Rosemeier Hoffnung. Doch die „Werra“, der Schlepper des Wasser- und Schifffahrtsamtes, braucht auch drei Tage, um die Fähre flußaufwärts an ihren angestammten Platz zurück zu schieben. Bei der Straßenmeisterei des Landkreises laufen die Drähte heiß, um das alles zu koordinieren. Wenn alles klappt, kann die Fähre Karfreitag wieder fahren. Wenn.