Rätsel, Verbrechen und Mysterien, in diesem Theatersommer kommt kein Stück der Freilichtbühne ohne aus. Nachdem bereits Biene Maja mit dem Diebstahl des Gelee Royale durch räuberische Hornissen zu kämpfen hatte, begibt sich im Erwachsenenstück Sherlock Holmes in nebulöse Umstände und gar Lebensgefahr.
Vor vollen Ränge ging es in die Premiere, und zahlreiche Ehrengäste und Würdenträger fanden sich unter den Zuschauern, um „Sherlock Holmes – Tod im Nebel“ beizuwohnen. Einer dieser Ehrengäste war allerdings schon mit Vorwissen gekommen: Jürgen von Bülow, Autor der Geschichte (inspiriert von den Romanen Arthur Conan Doyles), war höchstselbst anwesend und verfolgte mit Spannung, wie seine Geschichte wohl inszeniert werden würde. Man habe dem Ganzen noch eine westfälische Note gewesen, so war ihm verraten worden. Angetan war der Autor aus Stuttgart jedenfalls schon zu Beginn, wie alle anderen Zuschauer auch, von der Requisite und dem vortrefflichen Bühnenbau, der das London des Jahres 1920 auf die Bühne brachte.
Figuren mit Charme, Witz und Eigensinn – so kennen und lieben Stammgäste ihre Freilichtbühne, und auch das Holmes-Ensemble weiß, wie es zu begeistern hat. Wer von der Literatur-Figur hört, mag an Nüchternheit denken und eine trockene Art erwarten, doch die Figuren erweisen sich allesamt als spritzig und lebhaft, und manchmal auch so gar nicht nüchtern. Sherlock selbst sticht dabei hervor, der sich das Leben, das ihm von seiner eigenen Genialität wohl vergällt wird, gern auch mal mit diversen Drogen erheitert. Er ist ein verschrobener Charakter, charakterstark dargestellt von Friedrich Ströhmer, der sichtlich Spaß an seiner dezent verqueren Rolle hat. Mitunter ist er, wie er gern betont, seiner Zeit auch weit voraus, etwa mit Taschenlampe und Tupper-Ware. Ihm zur Seite steht natürlich Dr. Watson (Maik Hünnefeld), der sogenannte Straight Man zum querschießenden Holmes, mit dem er sich wunderbar scharfzüngig die Bälle zuwirft.
Generell, es ist ein spannender Krimi-Fall, aber auch eine Komödie. Und da sich der Mord in einem Theater abspielt, in welches gut betuchte Herrschaften ihre Ehefrauen eher nicht mitnehmen, darf man sich zugleich auch auf tolle Songs und Tanzeinlagen freuen.
Keineswegs schwere Kost also – es geht locker und beschwingt durch den Abend, aber natürlich auch mit der nötigen Portion Spannung und Drama. Noch bis September wird Sherlock Holmes aufgeführt. Ein Highlight wartet am 6. Juli mit einer stimmungsvollen Nachtvorstellung auf Zuschauer, dann nämlich hebt sich der (nicht vorhandene) Vorhang erst um 22 Uhr. Geöffnet wird trotzdem schon um 19 Uhr, denn ein buntes Rahmenprogramm, Leckereien und Live-Musik laden zum Verweilen ein.