Schmaler Grat zwischen Leben und Tod | OWZ zum Sonntag

Veröffentlicht am 17.01.2024 16:15

Schmaler Grat zwischen Leben und Tod

Dörthe Loewenich ist Pflegefachkraft für Intensivpflege und Anästhesie am St. Ansgar Krankenhaus der KHWE. Sie hat ihre Berufung darin gefunden, Menschen in ihren schwächsten Momenten zu unterstützen. (Foto: KHWE)
Dörthe Loewenich ist Pflegefachkraft für Intensivpflege und Anästhesie am St. Ansgar Krankenhaus der KHWE. Sie hat ihre Berufung darin gefunden, Menschen in ihren schwächsten Momenten zu unterstützen. (Foto: KHWE)
Dörthe Loewenich ist Pflegefachkraft für Intensivpflege und Anästhesie am St. Ansgar Krankenhaus der KHWE. Sie hat ihre Berufung darin gefunden, Menschen in ihren schwächsten Momenten zu unterstützen. (Foto: KHWE)
Dörthe Loewenich ist Pflegefachkraft für Intensivpflege und Anästhesie am St. Ansgar Krankenhaus der KHWE. Sie hat ihre Berufung darin gefunden, Menschen in ihren schwächsten Momenten zu unterstützen. (Foto: KHWE)
Dörthe Loewenich ist Pflegefachkraft für Intensivpflege und Anästhesie am St. Ansgar Krankenhaus der KHWE. Sie hat ihre Berufung darin gefunden, Menschen in ihren schwächsten Momenten zu unterstützen. (Foto: KHWE)

Sie begegnet Menschen, die nicht mehr selbstständig essen, trinken oder atmen können und hat darin ihre Berufung gefunden. Dörthe Loewenich ist Pflegefachkraft für Intensivpflege und Anästhesie am St. Ansgar Krankenhaus der KHWE und versorgt Patienten nach schlimmen Unfällen, großen Operationen oder während einer schweren Erkrankung. „Intensivstationen sind oft mit körperlicher Schwäche und traumatisierenden Erlebnissen verbunden. Die Betroffenen in diesen Momenten zu unterstützen und ihnen das Gefühl von Sicherheit zu geben, erfüllt mich“, sagt die 50-Jährige über ihren Beruf.

Dörthe Loewenich ist nicht nur als Pflegefachkraft für ihre Patientin da, sondern ist auch Zuhörerin, Trösterin und vor allem eins − einfühlsam. In einer Schicht betreut sie nie mehr als drei Personen, um sich intensiv mit ihren Bedürfnissen und auch die der Angehörigen auseinandersetzen zu können. Ihr Frühdienst beginnt um 6 Uhr mit der Übergabe vom Nachtdienst direkt am Bett des Patienten: „Bevor ich etwas mache, begrüße ich ihn zuerst. Dabei kommt es nicht darauf an, ob er bei Bewusstsein ist oder nicht. Niemand soll sich erschrecken, dass plötzlich jemand neben ihm steht.“

Dörthe checkt die Vitalwerte auf dem Monitor und überprüft die Medikamentengabe –das ist die Basis, die immer stimmen muss. Anschließend kümmert sie sich um Medikamentengaben, die pflegerische Grundversorgung oder übernimmt kleinere Verbandswechsel. Gegen 8 Uhr begleitet sie die Arztvisite, bespricht Laborwerte und weitere Therapiemöglichkeiten für den Patienten: Finden Untersuchungen statt oder OPs? Soll ein großer Verbandswechsel durchgeführt werden oder ist der Patient dazu bereit, auf die normale Station verlegt zu werden? Dörthe: „Jeder Tag ist für uns genauso individuell wie für den Patienten. Darum liebe ich diesen Beruf so.“

Die Intensivpflegekraft weiß, dass auf ihrer Station die Menschen sind, die ohne ihre Unterstützung nicht überleben könnten. Oft ist es ein schmaler Grat zwischen Leben und Tod und obwohl Dörthe bereits seit mehr als 30 Jahre im Beruf ist, treffen sie die Schicksale zum Teil immer noch hart. „Manchmal muss ich schlucken oder habe Tränen in den Augen, weil mir bewusst wird, dass es auch mich oder meine Familie jederzeit treffen könnte. Dörthe ist verheiratet und Mutter einer Tochter.

Sie erinnert sich an eine emotionale Situation, in der ihr ein Ehemann weinend in die Arme gefallen ist, als sie ihm die Nachricht überbringen musste, dass seine Frau im Alter von 80 Jahren auf ihrer Station verstorben ist. „Solche Momente gehen nicht spurlos an einem vorbei, aber ich habe gelernt damit umzugehen“, berichtet Dörthe. Sie und ihr Team sind im ständigen Austausch miteinander, um besondere Vorkommnisse dieser Art verarbeiten zu können und sich dadurch gegenseitig zu schützen.

Für die Pflegefachkraft ist es eine Herzensangelegenheit, auch neuen Mitarbeitern oder Auszubildenden einen schönen Start auf der Station zu ermöglichen. Sie selbst arbeitet bereits seit 2012 auf der Intensivstation im St. Ansgar Krankenhaus und hat sich vor einem Jahr dazu entschieden, die Fachweiterbildung zur Praxisanleiterin am Bildungszentrum der KHWE abzuschließen. Ihr besonderes Feingefühl für diese Aufgabe wurde schon da sichtbar, als sie die beste Prüfung des Kurses ablegte. Dörthe bereitet Begrüßungsmappen mit allen Infos vor, die für den Neustart benötigt werden. Die neuen Mitarbeiter sollen das Team und die Abläufe auf der Station kennenlernen und sich auch im Krankenhaus gut zurechtfinden. „Mir ist es wichtig, dass es allen gut geht und vor allem Auszubildende möchte ich behutsam an diesen Beruf heranführen. Viele von ihnen haben sich zwar schon mit dem Thema Tod auseinandergesetzt oder vielleicht einen Verstorbenen gesehen, aber mitzuerleben, wie drastisch sich das Leben manchmal entwickeln kann und wie schnell eine Hilfslosigkeit entsteht, das erleben sie hier“, so die 50-Jährige.

Gegenüber von Traumata, schlimmen Erlebnissen und großem Leid, stehen aber auch die Erfolge, die Dörthe in ihrem Beruf bereits miterleben durfte. Sie erinnert sich an einige Patienten, deren Zustand lebensbedrohlich war, das Blatt sich aber auf einmal gewendet hat. So schlecht es den Betroffenen Anfangs ging, umso größer war der Elan, mit dem sie die Intensivstation verlassen haben. Einige von ihnen kehren sogar nach ihrer Genesung noch einmal zu Dörthe und ihrem Team zurück, um sich für ihre Hilfe zur bedanken. Dörthe: „Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, dazu beigetragen zu haben, dass diese Menschen jetzt wieder Gesund durch das Leben gehen und ein Zeichen, dass wir mit unserer Arbeit alles richtig machen.“

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