Sie dachten, sie seien an einem sicheren Ort | OWZ zum Sonntag

Veröffentlicht am 13.02.2025 10:56

Sie dachten, sie seien an einem sicheren Ort

Auf dem Ottberger Friedhof trafen sich (v.l.) Barbara Rüstemeier (Ortsausschussvorsitzende), Christin Güth, Katja Rikus, Katrin Schlüter, Simona Schlüter-Stockmeier ( „Team Ottbergen”) und Bernhard Föckel (Ortsheimatpfleger). Das Kreuz im Hintergrund erinnert an die Opfer des Zweiten Weltkrieges. (Foto: Iris Spieker-Siebrecht)
Auf dem Ottberger Friedhof trafen sich (v.l.) Barbara Rüstemeier (Ortsausschussvorsitzende), Christin Güth, Katja Rikus, Katrin Schlüter, Simona Schlüter-Stockmeier ( „Team Ottbergen”) und Bernhard Föckel (Ortsheimatpfleger). Das Kreuz im Hintergrund erinnert an die Opfer des Zweiten Weltkrieges. (Foto: Iris Spieker-Siebrecht)
Auf dem Ottberger Friedhof trafen sich (v.l.) Barbara Rüstemeier (Ortsausschussvorsitzende), Christin Güth, Katja Rikus, Katrin Schlüter, Simona Schlüter-Stockmeier ( „Team Ottbergen”) und Bernhard Föckel (Ortsheimatpfleger). Das Kreuz im Hintergrund erinnert an die Opfer des Zweiten Weltkrieges. (Foto: Iris Spieker-Siebrecht)
Auf dem Ottberger Friedhof trafen sich (v.l.) Barbara Rüstemeier (Ortsausschussvorsitzende), Christin Güth, Katja Rikus, Katrin Schlüter, Simona Schlüter-Stockmeier ( „Team Ottbergen”) und Bernhard Föckel (Ortsheimatpfleger). Das Kreuz im Hintergrund erinnert an die Opfer des Zweiten Weltkrieges. (Foto: Iris Spieker-Siebrecht)
Auf dem Ottberger Friedhof trafen sich (v.l.) Barbara Rüstemeier (Ortsausschussvorsitzende), Christin Güth, Katja Rikus, Katrin Schlüter, Simona Schlüter-Stockmeier ( „Team Ottbergen”) und Bernhard Föckel (Ortsheimatpfleger). Das Kreuz im Hintergrund erinnert an die Opfer des Zweiten Weltkrieges. (Foto: Iris Spieker-Siebrecht)

Dieser Tag hat tiefe Narben in der Erinnerung eines ganzen Dorfes hinterlassen: Beim Bombenangriff am 22. Februar 1945 kamen in Ottbergen 90 Menschen zu Tode, viele wurden verletzt, Häuser zerstört. Eine Gedenkstunde erinnert am 80. Jahrestag an die Opfer.

Diese Veranstaltung findet am Samstag, 22. Februar, statt. Sie beginnt um 14 Uhr am Tunneleingang am Lintrott/Ladestraße. Allein hier kamen 44 Menschen ums Leben, die Schutz vor der Bombardierung gesucht hatten. „Sie dachten, sie seien an einem sicheren Ort“, lautet demnach auch der thematische Schwerpunkt der Gedenkveranstaltung, die Barbara Rüstemeier, Ortsausschussvorsitzende und Bernhard Föckel, Ortsheimatpfleger, mit Unterstützung des „Team Ottbergen“, gemeinsam konzipiert haben. Bevents Veranstaltungstechnik wird für Ton und Licht sorgen.

An dieser ersten Station wird der bewegende Brief eines Ottbergers, der seinem Sohn (an der Front) von dem Angriff und den schrecklichen Verlusten berichtet, verlesen.  Dann werden die Teilnehmer der Gedenkveranstaltung weiter zum Friedhof ziehen. Hier erinnert ein Kreuz an die Opfer des Bombenangriffs.  Mit der Niederlegung eines Kranzes werden sie gewürdigt. Während die Namen der Opfer verlesen werden, werden Jugendliche Blumen an den Grabsteinen ablegen. Minuten des Gedenkens und der Andacht werden von den Geistlichen Gunnar Wirth und Dr. Hans-Bernd Krismanek begleitet und vom Kirchenchor musikalisch umrahmt.

Blumen, Kranz und Ansprache

Auch Bürgermeister Daniel Hartmann ist bei der Gedenkstunde an einen der schrecklichsten Angriffe im Zweiten Weltkrieg im Kreis Höxter dabei. Er wird hier zu den Anwesenden sprechen. Abschließend ist eine Zusammenkunft im Bürgerhaus/Wiemers-Meyerschen Hof geplant. „Hier ist Platz für Gespräche und Gedanken. Zudem wird eine Ausstellung Bildern, Texten und anderen Exponaten an den Bombenangriff erinnern und zum Austausch anregen“, sagt Barbara Rüstemeier. „Die Menschen, die im Tunnel auf so entsetzliche Weise ums Leben gekommen sind, wähnten sich an einem sicheren Ort“, sagt sie. Eine solche Zuflucht brauchten und suchten alle Menschen, auch heute. Das könne ein Haus, aber auch ein Mensch sein.

„Wir laden alle zu dieser Gedenkveranstaltung ein und wünschen uns, dass viele den Weg der Erinnerung vom Unglücksort über den Friedhof bis zur Zusammenkunft im Bürgerhaus mit uns gehen“, sagte die Ortsausschussvorsitzende.

14.10 Uhr warnten die Sirenen

Die Bombardierung auf Ottbergen gilt als einer der folgenreichsten Angriffe im Kreis Höxter während des Zweiten Weltkrieges. Als an jenem 22. Februar 1945 gegen 14.10 die Sirenen vor der Luftwaffe warnten, flohen Bewohner der Häuser am Sprung, der Hindenburgstraße und der Mittelstraße (die damals „Adolf-Hitler-Straße“ hieß), in die Bachunterführung, den „Tunnel“, der als sicher galt. Genaue Details des Luftangriffs, der dem damals sehr wichtigen Eisenbahnknotenpunkt Ottbergen galt, haben Zeitzeugen und Dokumente überliefert, in die Ortsheimatpfleger Bernhard Föckel Einblick gewährt.

Entsetzliche Folgen der Bombardierung

40 B24-Bomber „Liberator“ sowie Tiefflieger der US-Amerikaner haben die Steinäckernsiedlung südlich der Bahnanlagen schwer beschädigt. 90 Menschen, darunter 27 Kinder, kamen binnen weniger Minuten ums Leben. Im Tunnel starben 44 Zuflucht Suchende, als eine Bombe direkt am Eingang detonierte. Zehn Häuser in der Siedlung lagen in Schutt und Asche, etliche waren nicht mehr bewohnbar. Zwischen den Trümmern lagen Tote und Verletzte. Es brauchte Tage und die Hilfe Hunderter, um die Opfer zu suchen und zu bergen. Ein bekanntes Foto zeigt die aufgereihten Särge in der Turnhalle der Schule und macht die schreckliche Tatsache beklemmend deutlich, dass der Bombenteppich das „Ziel Bahnhof“ um 200 Meter verfehlte.

Erinnerung ist Warnung für Gegenwart und Zukunft

Menschen, die den Bombenangriff auf Dresden überlebten, starben in Ottbergen. Heimkehrer aus der Gefangenschaft fanden weder Angehörige noch Haus wieder, ganze Familien wurden ausgelöscht, fast alle Dorfbewohner verloren Familienmitglieder, Freunde oder Nachbarn. In Vergessenheit geraten ist dieser 22. Februar, dieser Schicksalstag, in Ottbergen nie. Gedenkveranstaltungen fanden zuerst jährlich, dann in etwas größeren zeitlichen Abständen statt. „Mit dem Krieg in der Ukraine und dem Erstarken der AfD ist es heute umso wichtiger, auf die Erinnerung als Warnung und Mahnung aufrechtzuerhalten. Hass, Gewalt und Krieg bedeuten am Ende unendliches Leid für alle Menschen“, macht Barbara Rüstemeier deutlich.

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