Eine Premiere unter freiem, blauem Himmel: Besser hätten es sich die Akteure der Freilichtbühne und ihr Publikum nicht wünschen können. Vor vollen Rängen hieß es: Auf ins Reich Phantasien, „Die unendliche Geschichte“ spielte als Kinderstück im Hasenholz.
Auf der Flucht vor Schulhof-Rüpeln stolpert der bücherliebende Bastian in ein Antiquariat, wo er sich eine sehr spezielle Lektüre „ausleiht“. Seine eigene, kleine Welt ist bevölkert von Mitschülern, die ihn hänseln, einer Lehrerin, die sein fantasievolles Wesen nicht versteht und einem Hausmeister, an den wohl ein Bluthund verloren gegangen ist. Auch in der Familie gibt es keinen Beistand, gibt es doch einen Trauerfall zu verkraften. Mit dem Tod der Mutter hadern Sohn und Vater eher allein anstatt zusammen. Und so ist es keine Überraschung, dass sich Bastian lieber auf dem Dachboden der Schule verbirgt, das schwere Buch auf den Knien, und abtaucht in eine fantastischere Welt, wo ein Junge im gleichen Alter, Atréju vom Stamm der Grünhäute, von der kindlichen Kaisern ausersehen wurde, das Nichts aufzuhalten, welches Phantasien zu verschlingen droht ...
Worin sich die Freilichtbühne Bökendorf immer und immer wieder selbst zu übertreffen scheint, ist ohne Zweifel alles rund um Ausstattung, Kostüm und Requisite. Gerade im Kinderstück darf es bunt und schillernd sein, und die Bewohner Phantasiens werden auf herrlichste und skurrilste in Szene gesetzt. Die Inszenierung der monströsen Figuren erfolgt besonders geschickt, gern im Teamwork: Glücksdrache Fuchur, die schreckliche Ygramul oder Schildkröte Morla hinterlassen starken Eindruck und ernteten während ihrer ersten Auftritte begeisterte Ausrufe aus dem Publikum.
Den Bewohnern Phantasiens gegenüber steht das Nichts, ebenfalls ausgezeichnet in Szene gesetzt. Sind die Fantasy-Wesen bunt und ausufernd in ihrer Erscheinung, so ist das Nichts … genau das nicht, im Gegenteil. Das Nichts erscheint auf eine Art, die es seltsamerweise gruseliger erscheinen lässt als selbst die gefährlichsten Zeitgenossen im Lande Phantasien. Obwohl dem Nichts doch so ziemlich alles fehlt, keine fußballgroßen Augen oder armlangen Zähne, keine scharfen Krallen und keine verschlagene Persönlichkeit, wie sie so viele andere Wesen in diesem Stück ihr Eigen nennen. Es ist eben das Nichts. Nicht nur die kleinen Besucher erschauerte der Anblick dieser Bedrohung. „Die unendliche Gesichte“ ist für Kinder, ist von kindisch jedoch soweit entfernt wie die reale Welt von Phantasien.
Ob Atréju das Nichts aufhalten kann und Bastian erfährt, wie eine unendliche Geschichte denn wohl enden mag, können die Besucher der Freilichtbühne noch etliche Male erleben. Sie wird bis 10. September ihren Weg auf die Bühne finden. Die Akteure der Freilichtbühne sorgen dafür, dass bei diesem Kinderstück Jung und Alt gleichermaßen bestens unterhalten werden.