Die Bauern blicken auf ein bewegtes Jahr 2024 zurück. „Vor allem die Bauernproteste dürften uns in Erinnerung bleiben“, resümiert Antonius Tillmann, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Höxter. Zugleich formuliert er zum Jahresende klare Forderungen. „Wirtschaft und Landwirtschaft in Deutschland brauchen eine echte Kehrtwende in der Politik. Tillmann: „So wie jetzt kann und darf es nicht mehr weitergehen.“
„Die Sparpläne für Agardiesel und KFZ-Steuer waren nur die Spitze des Eisberges für die Proteste“, erklärt Tillmann. Nach jahrelanger Gängelung und Verbotspolitik brachten diese Kürzungspläne der Ampelkoalition das Fass zum Überlaufen und trieben die Landwirte auf die Straße.
Was ist der größte Erfolg der Proteste? Die öffentliche Wahrnehmung der Bevölkerung und die Breitenwirkung waren groß. „Wir wurden auf allen politischen Ebenen wahrgenommen, von Europa, Bund und Land“, bewertet der Vorsitzende. De Landwirtschaft sei wieder auf die politische Agenda gerückt. Und: „Die Bevölkerung stand und steht nach wie vor stark hinter uns“, hebt er hervor. Doch trotz aller Proteste seien wieder viele Belastungen in den Bereichen Tier, Ackerbau, Steuern und Bürokratie draufgesattelt worden. Und somit stehen die Bauern auch am Ende des Jahres 2024 weiter mit schwierigen Bedingungen da. Das zeige sich auch in den aktuellen Betriebsergebnissen. Die Einkommensverluste liegen im abgelaufenen Wirtschaftsjahr bei rund einem Drittel. Zu schaffen machen den Bauernfamilien dabei besonders die hohen Energie-, Betriebsmittel und Arbeitskosten.
Welche Erwartungen haben die Bauern an eine neue Bundesregierung?
„Wir brauchen einen echten Aufbruch in Deutschland“, formuliert der Vorsitzende. „Alte Verkrustungen müssen jetzt aufbrechen im wahrsten Sinne des Wortes.“ Eigenverantwortung müsse vor staatlicher Regulierungswut stehen. Von Nöten seien wieder Vertrauen auf die Menschen und nicht auf Gesetze und Verordnungen. So führten die zurückliegenden Jahre mit unzähligen nationalen Gesetzen und Verschärfungen zu Wettbewerbsverlust, Investitionseinbrüchen, weiter zur Verlagerung der landwirtschaftlichen Erzeugung und damit zum Ausstieg vieler Höfe. Tillmann: „Und das in Zeiten von Krisen und Kriegen auf der Welt, die eigentlich eine heimische Ernährungssicherung wichtiger denn je machen.“
Es herrsche Investitionsstau auf den Höfen. Es fehlten Perspektiven, vor allem für die Tierhaltung am Standort Deutschland. Dadurch werde den Bauernfamilien die Chance zur nachhaltigen Entwicklung genommen. „Diese brauchen wir aber, um die dringenden gesellschaftlichen Aufgaben in Sachen Klimawandel, Biodiversität, Ressourceneffizienz sowie Versorgungssicherheit mit zu bewältigen“, so der Vorsitzende.
Tillmann: „Wir brauchen dringend Klarheit und politisches Handeln für den Standort Deutschland.“
Tillmann fordert Wettbewerbsgleichheit in Europa ohne nationale Alleingänge. Hierzu hat der Berufsstand ein Bürokratieentlastungs- und Wettbewerbsstärkungsprogramm aufgestellt. Entscheidend sind Verlässlichkeit, Planbarkeit und praxistaugliche Rahmenbedingungen. „Nur wenn es den Bauernfamilien möglich ist, Geld zu erwirtschaften, können sie Neuerungen finanziell auch stemmen“, verdeutlicht der Vorsitzende.
Aufgrund unsicherer Zeiten, der geopolitischen Lage und der Krisenherde auf der Welt, fordert Tillmann – und das mehr denn je - die Ernährungssicherheit in die Reihe der Schutzgüter des Grundgesetzes aufzunehmen. Diese sei Eckpfeiler für Stabilität und sozialen Zusammenhalt.
Die Getreideernte fiel nur unterdurchschnittlich aus. Der Mais, die Wiesen und die Wälder profitierten dagegen vom ausreichenden Regen. Die Kartoffelernte war in den meisten Fällen gut. Doch höherer Krankheitsdruck, aufgrund der feuchten Witterung, machte den Knollen zu schaffen. Bei den Zuckerrüben zeigten sich mengenmäßig gute Erträge, bei unterdurchschnittlichen Zuckergehalten.
Abschließend macht der Vorsitzende Mut: „Die Landwirtschaft ist Teil der Lösung vieler gesellschaftlicher Zukunftsfragen. Sie kann Antworten geben auf die großen Herausforderungen unserer Zeit hinsichtlich Klimaschutz, Förderung der Biodiversität, Stabilität im ländlichen Raum und natürlich der Ernährungssicherung vor Ort.“