Glashütte Gernheim zu Gast im Glasmuseum | OWZ zum Sonntag

Veröffentlicht am 30.05.2021 10:04

Glashütte Gernheim zu Gast im Glasmuseum

Höing Gral von Heikko Schulze. (Foto: Foto: Peter Hübbe)
Höing Gral von Heikko Schulze. (Foto: Foto: Peter Hübbe)
Höing Gral von Heikko Schulze. (Foto: Foto: Peter Hübbe)
Höing Gral von Heikko Schulze. (Foto: Foto: Peter Hübbe)
Höing Gral von Heikko Schulze. (Foto: Foto: Peter Hübbe)

Nachdem die Inzidenzwerte im Landkreis Kassel weiter gesunken sind, kann das Glasmuseum wieder öffnen und ist wieder regelmäßig für Besucher da.Endlich kann auch die neue Sonderausstellung präsentiert werden, in der es um die Glashütte Gernheim geht und die bis zum 8. August besichtigt werden kann.

Die Glashütte Gernheim im nordrhein-westfälischen Petershagen gehört zum Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL). Diese Glashütte, in der 1812 zum ersten Mal Glas produziert wurde, erlebte eine wechselvolle Geschichte mit wirtschaftlichen Hochphasen, aber auch Schließungen und Stilllegungen. Mittelpunkt der Hüttenanlage war und ist der markante, im Jahr 1826 errichtete, Glasturm aus roten Ziegeln. Neben dem Turm mit Schmelzofen und Schleiferei gehörten nicht nur Verwaltungs- und Lagergebäude, sondern auch Arbeiterhäuser und ein Fabrikantenhaus mit ausgedehntem Garten zur Glashütte, in der hauptsächlich Flaschen und Flachglas produziert wurden.Einige dieser Gebäude gingen 1983 in den Besitz des LWL über. Der Glasturm und weitere Gebäude sind aufwändig saniert und 1998 als Museumsstandort wieder in Betrieb genommen worden.

{element}Somit ist der Glasturm in Gernheim einer der wenigen Orte in Deutschland, an denen noch Glas auf traditionelle Weise am Ofen geblasen wird. Seit 2015 ist die manuelle Fertigung von mundgeblasenem Hohl- und Flachglas in Deutschland als immaterielles Kulturerbe anerkannt. Damit soll die jahrtausendealte Tradition des Glasblasens bewahrt und die Kenntnis darum für die Zukunft gesichert werden. Mit der Eintragung in das nationale Verzeichnis sind Glasmacherinnen und Glasmacher zu aktiven Trägergruppen eines kulturellen Erbes geworden, das weit über die nationalen Grenzen hinausreicht. Ein Zusammenschluss aus fünf Nationen bemüht sich gegenwärtig um Aufnahme dieses Handwerks in die Repräsentative Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit bei der UNESCO.

Auch am Schmelzofen der Gernheimer Hütte wird dieses Erbe erhalten. Es arbeiten mehrere Glasmacher mit Glasmacherpfeife und anderen traditionellen Werkzeugen, Graveure bewahren eine alte Veredlungstechnik. Damit erfüllen sie die wichtige Aufgabe, ihr Wissen um alte Glasmachertechniken und die Gravur anzuwenden, zu erweitern und weiterzugeben. Die Besucher des Museums haben die Möglichkeit, ihnen bei dieser Arbeit zuzusehen, außerdem können sie diese Techniken in Workshops selbst ausprobieren.

Auch internationale Glaskünstler treffen sich im Glasturm in Gernheim, um am Ofen Fertigkeiten auszutauschen und so die Herstellungsverfahren und Techniken praktisch zu erhalten und weiterzugeben.

In der Ausstellung in Immenhausen sind jetzt Stücke zu sehen, die von internationalen Künstlern bei Arbeitsaufenthalten am Glasofen entstanden sind. Sie belegen nicht nur ein hohes künstlerisches und technisches Know-how, sondern auch ein außerordentliches kreatives Potential, das sich in den Objekten zeigt.Das Spektrum der am Ofen entstandenen Objekte reicht von Hohlgläsern nach historischem Vorbild bis hin zu zeitgenössischer Kunst.

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