Margret Golüke-Knuhr, Ortsheimatpflegerin Godelheim: Abschied von einer Jahrhundert-Gastronomie | OWZ zum Sonntag

Mit Wehmut nehmen wir wahr, dass es ruhig, still und leer rund um das Gasthaus Driehorst in Godelheim geworden ist. Wohlwissend, dass nach jahrzehntelangem Einsatz für die Gäste der wohlverdiente Ruhestand der Eigentümer irgendwann einmal ansteht – ist es nur schwer zu ertragen, dass das Traditionshaus Dreihorst nun gänzlich geschlossen wird.

Weihnachten, Karneval, Pfingsten, Kommunion, Hochzeiten sowie Trauerfeiern – das ganze Leben (von der Taufe bis zur Bahre) spielte sich in Form von Gastronomischen Veranstaltungen bei der Familie Driehorst wider. Dazu natürlich die zahlreichen Veranstaltungen der Vereine – aus Godelheim und darüber hinaus.

Das Gasthaus ist seit dem Jahr 1878 im Besitz der Familie. In der 4. Generation wurde es von Wilhelm und Karin Driehorst und ihren Mitarbeitern mit Leidenschaft geführt. Bereits die Eltern waren mit Leib und Seele Gastwirt, Bäcker aber auch zentrale Anlaufstelle für die Dorfbewohner. Die Älteren von uns denken noch gerne zurück an das dortige Lebensmittelgeschäft direkt an der B64: Frau Driehorst sen. immer im weißen Kittel hinter der Lebensmitteltheke, ihr Mann von früh bis spät in der Backstube aktiv, um den Bewohnern frische Brötchen und Brote sowie hauseigenen Kuchen anzubieten und am Abend den Stammgästen ein kühles Blondes und den Hungrigen noch leckere warme Gerichte zu zaubern.

Das Leben solcher Familien spielt sich 24/7, wie man so schön sagt, im Berufsleben ab. Das ist nur leistbar, wenn der Beruf zur Berufung wird und das war sicher bei allen Generationen, die dieses Traditionshaus geführt haben, der Fall. Als Laie kann man nur erahnen, was neben der Arbeit in Gasthaus und Küche sonst noch zu leisten war: Bestellungen, Einkäufe, Werbemaßnahmen, Abrechnungen, Instandhaltungen. Da bleibt kaum Zeit für das Privatleben. Nur im Team - und auch da gab es über Jahre Kontinuität - war das alles zu schaffen.

Für uns in Godelheim und sicher auch über die Ortsgrenze hinaus geht eine Dynastie zu Ende. Oft weiß man Dinge erst zu schätzen, wenn sie nicht mehr da sind. Jeder weiß, dass auch Gastronome irgendwann in den Ruhestand gehen, aber man hatte es verdrängt. Und wenn es dann soweit ist, bricht fast eine Welt zusammen, insbesondere dann, wenn kein Nachfolger in Sicht ist.

Das Haus ist in einem guten Zustand, denn es wurde über Jahre saniert und modernisiert. So hoffen und wünschen wir uns alle, dass das Gasthaus Driehorst einen würdigen Nachfolger bekommt, der diese westfälische Gasthaus-Kultur weiterlebt. Natürlich gab es schon bessere Zeiten, um in die Gastronomie einzusteigen. Dennoch bietet dieses Haus viele Nutzungsmöglichkeiten, zumal es im Umfeld kaum Objekte dieser Größenordnung gibt, die Räumlichkeiten für 150 Personen vorhalten.

Hoffen wir, dass Höxter mit dem Weltkulturerbe Corvey und der erfolgreichen LGS weiterhin ein Reiseziel für viele Touristen ist. Auch ein möglicher Nationalpark Egge würde der Tourismus- und Gastro-Branche überregional gut tun und dazu beitragen, dass zukünftig die Besucher auch mal etwas länger im schönen OWL Urlaub machen.

An dieser Stelle möchten wir Danke sagen für eine jahrzehntelange gute und freundliche Bewirtung, für die Möglichkeit der Saalnutzung (Vereine, Familienfeiern etc.), für die Herberge unserer OWL-Touristen und auch für die Versorgung in schwierigen Zeiten (Corona etc.).

Wir wünschen den Familien Driehorst und ihren Angestellten alles erdenklich Gute für die Zukunft und dass sie sich noch oft an einen schönen gedeckten Tisch setzen können – wo auch immer!

Wenn auch Sie sich mit einem kleinen Gruß bei der Familie Driehorst bedanken möchten, können Sie das gerne (auch mit einem Foto aus alten Zeiten o.ä.) digital - per Mail an dzd@godelheim.de tun. Das Godelheimer Dorf.Zukunft.Digital-Team wird aus allen Einsendungen etwas Schönes daraus zusammenstellen und dieses dann der Familie Driehorst in ihrer aller Namen überreichen.

Margret Golüke-Knuhr, Ortsheimatpflegerin Godelheim